Die Rubenow-Tafel
Die Rubenow-Tafel

Die Rubenow-Tafel

Die Rubenow-Tafel ist das älteste und bedeutendste Ausstattungsstück, das im Greifswalder Dom aus dem Mittelalter erhaltengeblieben ist. Allerdings wurde sie in den über 500 Jahren mehrfach restauriert.

Das Bild ist 1,50 m hoch und 2,16 m breit, in Temperafarben auf eine Eichenholztafel gemalt; unten angehängt ist eine Schrifttafel mit einem lateinischen Text. Dargestellt sind sieben Professoren in ihren talarartigen Ornaten, davor ein - seiner geringeren Bedeutung entsprechend klein dargestellter - Pedell, der das Szepter der Universität in der Hand hält, sowie ein Spruchband, auf dem in lateinischer Schrift steht: „Bitte mit frommer Stimme für uns, Heilige Maria.“ Zwischen den Figuren hindurch schlingen sich Spruchbänder, die - ebenfalls in lateinischer Sprache - Namen und Titel der einzelnen Professoren angeben. Dahinter schwebt in einer goldenen Gloriole die Mutter Maria mit dem Christuskind auf dem Arm.

Die dargestellten Personen sind von links nach rechts: (Übersetzung der lateinischen Spruchbänder)

  • Heinrich Rubenow, beider Rechte Doktor, erster Rektor der Universität Greifswald, die unter seiner Leitung durch den erlauchten Fürsten Herzog Wartislaw IX eröffnet wurde.
  • Nikolaus von Amsterdam, Magister der freien Künste, der Hl. Theologie Bakkalaureus, erster Rostocker Quotlibetar.
  • Bernhard Boddeker, Magister der freien Künste, Lizentiat der Medizin und Bakkalaureus der Hl. Theologie und des kanonischen Rechts.
  • Tilemann Johannes, Doktor beider Rechte und Kanoniker der Metropolitankirche zu Riga.
  • Wilkius Bolen, Doktor der Dekretalien und Kanoniker der Bischofskirche zu Schwerin
  • Berthold Segeberg, Magister der freien Künste, Rat allhier und danach Dekan der Artistenfakultät der Greifswalder Universität.
  • Johannes Lamside, Magister der freien Künste, der Hl. Theologie Bakkalaureus und erster Schulmeister dieser Kirche, auch erster Greifswalder Quotlibetar.

Der Greifswalder Kunsthistoriker Prof. Nikolaus Zaske schreibt dazu 1991 im Domheft: „Das Kompositionsschema wurde Heiligenszenen entliehen, doch dient es hier einem weltlichen Thema. Es war damals unüblich, Gelehrte, sofern die Kirche sie nicht kanonisiert hatte, allein wegen ihrer beruflichen Tüchtigkeit und ihres bürgerlichen Ansehens in dieser Weise auf Bildern festzuhalten, zu einer Zeit, als Bilder kultisch verehrt wurden. Mit der Tafel des Heinrich Rubenow kündigten sich ein neues Selbstbewußtsein und eine veränderte Weltordnung an.“

Der Kunsthistoriker Paatz bezeichnet dieses Bild als ältestes erhaltenes monumentales Gruppenbildnis mit Ganzfiguren im deutschsprachigen Raum und zugleich als „ein Denkmal deutschen Professorentums an der Wende vom Mittelalter zum Humanismus“.

Heinrich Rubenow, links auf dem Bild dargestellt, war 1. Bürgermeister der Stadt Greifswald und gilt als Gründer der Universität, die vornehmlich durch sein Betreiben im Oktober 1456 durch den Landesfürsten Herzog Wartislaw IX. eröffnet wurde. Das Gründungszeremoniell fand im Greifswalder Dom statt. Als das Bild 1460 von Heinrich Rubenow in Auftrag gegeben wurde, lebten seine Wegbegleiter und Gründungskollegen, die ehemalige Rostocker Professoren waren, schon nicht mehr. In der Schrifttafel unter dem Bild - in der Ich-Form verfaßt - werden sie vom Stifter Rubenow als - Lichter der Welt bezeichnet, die beredt und tiefen Geistes waren, deren Gleiche die Welt heute kaum hat.

Rubenow überlebte seine beiden letzten Kollegen, die 1460 starben aber auch nur um 2 Jahre. Er wurde in der Silvesternacht des Jahres 1462 in der Kanzlei (Scriveryge) erschlagen. Seine Ermordung hängt aber wohl weniger mit seiner Tätigkeit als Rektor der Universität, als mit seinem Bürgermeisteramt zusammen. Rubenow wurde im Franziskanerkloster (jetzt Museum der Stadt Greifswald) beigesetzt. Sein Grabstein wurde 1702 in die Marienkirche überführt.

Die Übersetzung der lateinischen Schrifttafel:

„Im Jahre Tausend, viermal Hundert und dreimal zwölf verbinde ich mich mit diesen aus Rostock. In der schweren Zeit des übertragenen Studiums entschlafen die ersten vier Gelehrten. Aber auch die beiden letzten sterben, im Jahre Tausend, viermal Hundert und sechzig. Sie, die Lichter der Welt, beredt, tiefen Geistes waren; diesen Erwählten Gleiche hat die Welt heute kaum. Die drei ersten mit dem letzten sind hier begraben. Den verstorbenen vierten bestattete die Minoritenkirche, in der Marienkirche ward dem fünften sein Grab. Allen diesen verleih, Heiland Christus, ins Himmelreich einzugehen und nicht im Höllentod unterzugehen.“

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