Bildnis des Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer
Bildnis des Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer

Bildnis des Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer

geb. 6. Dez. 1650 - gest. 30. März 1712

Ölgemälde auf Leinwand, 2,20 x 1,25 m, Anfang 18. Jahrhundert mit angehängter Inschriftentafel.

Mayer wurde am 6. Dez. 1650 in Leipzig geboren, sein Vater war Pastor an der Thomaskirche. Er studierte zunächst in Leipzig, später in Straßburg und Wittenberg. Bereits mit 16 Jahren errang er den akademischen Grad des Baccalaureus, mit 18 den des Magisters der Philosophie. 1673 promovierte er zum Doktor der Theologie; er war damals Pastor und Superintendent in Leisnick. 1684 wurde er auf Luthers Lehrstuhl nach Wittenberg berufen. 1688 wechselte er nach St. Jakobi in Hamburg, wo er durch seine Bekämpfung der Pietisten „berühmt und auch berüchtigt“ wurde; er hatte gleichzeitig eine Honorarprofessur in Kiel. 1701 wurde er nach anderen bereits erfolgten hohen Ehrungen zum schwedischen Oberkirchenrat und von Kaiser Leopold I. zum Pfalzgrafen ernannt. Ebenfalls 1701 wurde er als Generalsuperintendent nach Greifswald berufen. Mit diesem Amt verbunden war die 1. theologische Professur an der Universität, gleichzeitig war er Stadtsuperintendent und Präses des Konsistorialgerichtes.

Mayer war ein sehr streitbarer, aber ungewöhnlich gebildeter Gelehrter, der einen umfangreichen Briefwechsel mit Königen, Herzögen und Wissenschaftlern in ganz Europa unterhielt. Seine berühmte Bibliothek umfaßte 18 000 Bände und von seinen ca. 300 Schriften wurden 281 gedruckt. Er wohnte in der Domstr. 14.
Im Januar 1712 verließ er Greifswald aus politischen Gründen infolge des Nordischen Krieges und ging nach Stettin, wo er zwei Monate später, am 30. März verstarb.

Übersetzung der lateinischen Inschrift:
„Johann Friedrich Mayer, Doktor der Theologie, Comes Palatinus, seiner Majestät des schwedischen Königs geistlicher Rat in Deutschland. Nach manchen anderen Ämtern, so in Leipzig, Lisnia (?), Grimma, Wittenberg und Hamburg, wurde er 1701 hier in Greifswald Prediger, Professor an der Akademie, Kanzler der Pommerschen und Rügischen Kirche, Generalsuperintendent und Präses des Provinzialkonsistoriums. Geboren in Leipzig am 6. Dezember 1650. Gestorben in Stettin am 30. März 1712, wo die begrabenen Gebeine auf der Gerechten fröhliche Auferstehung warten.“

Johann Friedrich Mayer

6. Dezember 1650, Leipzig - 30. März 1712, Stettin

Der Vater war Pastor an der Thomaskirche in Leipzig. J.F. Mayer wurde am 6. Dezember 1650 geboren, war sehr begabt und studierte seit 1663 in Leipzig, mit 15 Baccalaureus, mit 17 Magister. 1668-1770 Studium in Straßburg in der Phil. Fakultät. Straßburg war neben Wittenberg und Leipzig die Hüterin der Hochorthodoxie. 1671 Baccalaureus der Theologie.

Tätigkeit als Pfarrer (1672-1684) in Leipzig, Leisnick und Grimma, 1673 Lic. Theol., 1674 Doktor der Theologie. Ablehnung des Rufes als Universitäts- und Stadtprediger in Jena, da ihn das Pfarramt nicht befriedigte.

1684 Berufung als Prof. auf Luthers Lehrstuhl in Wittenberg. Als er diese Berufung erhielt, rief er öfters aus „extra Academiam vivere est pessime vivere“. In seiner Antrittsvorlesung in dieser Hochburg der Orthodoxie kritisierte er das theol. Studium jener Zeit, indem er sagte, daß man über Gelehrsamkeit und Disputierkunst, Frömmigkeit und Tugend vernachlässige. Er stellte sogar Spener und sein Hauptwerk, die ‚pia desideria‘ als Muster hin, und auch in seinen Schriften zeigte er seine Verehrung für Spener. Dies wohl mehr auf ihn bezogen als auf den gesamten Pietismus, den er später scharf bekämpfte.

Gründe waren Speners Mitgliedschaft im Dresdner Oberkonsistorium, das über Mayers Ehescheidung (Mayer war mit einer Leipziger Professorentochter verheiratet, hatte 5 Kinder und die Ehe wurde dann geschieden) zu befinden hatte und die (dadurch) von Spener veranlaßte Übergehung Mayers bei der Besetzung von zwei Lehrstühlen in Wittenberg, um die sich Mayer jeweils beworben hatte. Hierdurch wechselte Myer von Verehrung zu „glühendem Haß und eifrigster Gegnerschaft“.

1684 Ruf an St. Jakobi, Hamburg, den er annahm, um aus Wittenberg fortzukommen. Daraufhin zogen viele Studenten fort oder kamen gar nicht erst hin, dies zeugt von großem Einfluß Mayers. Noch einmal verhinderte Spener eine Berufung nach Wittenberg. Eine andauernde Feindschaft war besiegelt. Aber auch seine Hochschätzung der wissenschaftlichen Ausbildung und das Konventikelwesen ließen ihn seine Meinung ändern. Seine Hamburger Tätigkeit ist wegen seiner Bekämpfung der Pietisten „berühmt und auch berüchtigt“.

Herzog Christian-Albert von Schleswig-Holstein übertrug ihm den Posten eines Oberkirchenrates von Holstein, weitere Ämter durch König Karl XI von Schweden sowie durch die Äbtissin von Quedlinburg.

König Karl XI. legte Mayer die Fürsorge und Wachsamkeit für die reine Lehre und heilsame Kirchendisziplin in Kirche, Universität und aller Schulen ans Herz. Besonders solle er auf die jetzt überhandnehmenden Schwärmereien achten und das Edikt vom gleichen Tage (16.11.1694) durchsetzen, das alle Privatzusammenkünfte und Konventikel sowie schwärmerischen Bücher verbot. In Hamburg war er sehr beliebt und hatte einen großen Zulauf.

Am 12.8.1701 nahm er die Generalsuperintendentur in Greifswald an, außerdem damit verbunden die erste theol. Professur, die Präpositur der Nikolaikirche oder die Stadtsuperintendentur, den Posten des Präses des Konsistorialgerichtes.

Sofort trat Mayer auch in Greifswald polemisierend gegen sog. pietistische Umtriebe auf. So verwarnte er Prof. theol. Gebhardi wegen „verdächtiger Schriften und Neuerungen“ und drohte ihm: „Noch wären sie Freunde, würde er sich aber mit ihm verfeinden, so dürfte kein Aufhören seines Zornes sein“.

Gebhardi wurde bald als „Neuling, Ketzer und Schwärmer“ angeklagt. So habe er das Meßgewand in St. Jacobi verändert, den Priesterstuhl und den Beichstuhl verändert (nehme die Beichte in der Sakristei ab), einer Frau beim Abendmahl zuerst den Kelch gereicht und predige nicht „methodisch“ und er habe gesagt, er wisse nicht, was ‚Pietisten‘ seien! Insgesamt teilweise grundlose, länger zurückliegende Sachen. Grundvorwurf: Pietist und keine eindeutige Abgrenzung und Verurteilung.
Gebhardi wurde verurteilt, protestierte und die Beschwerde wurde angenommen.
Gebhardi entgegnete, daß auch Mayer sich in seinen Predigten selten an die vorgeschriebenen Texte halte, höchst selten predige und sich von Studenten vertreten lasse und daß seine wenigen Predigten Widerwillen erregten, sogar in ausl. Zeitungen zitiert würden: „daß er früher Ochsen in Hamburg fand, aber die jetzt in Esel verwandelt wären“ (in einer engl. Zeitung).

Der Prozeß dauerte an, ernsthafte Beschuldigungen konnte Mayer nicht aufweisen. Der 1711 ausbrechende Nordische Krieg und der Tod Mayers ließen die Sache im Sande verlaufen.

Der Krieg hatte schreckliche Folgen für das Land. Am 31.8.1711 wurde Greifswald besetzt, die Universität als Proviantraum benutzt, Kollegien fanden in St. Jacobi statt. Der dänische und der polnische König waren im Dezember in Greifswald und besuchten Mayer, um seine berühmte, 18.000 Bände umfassende Bibliothek anzusehen. Dies war keine einfache Begegnung, da Mayer treuer schwedischer Untertan blieb und „ungeachtet der dauernden Anwesenheit der Feinde in Greifswald dennoch regelmäßig von der Kanzel das von der schwedischen Regierung vorgeschriebene Kriegsgebet sprach, worin es hieß, Gott möge den Feinden des Königs einen Ring in die Nase und ein Gebiß ins Maul legen, damit sie mit Schimpf den Weg zurückgehen mögen, den sie gekommen. Alle Ermahnungen und Vorstellungen der Kollegen, daß die Zeitverhältnisse den weiteren Gebrauch dieses Gebetes nicht mehr gestatteten, ließ er außer acht, ermahnte vielmehr alle Preidger zur gleichen Treue gegen den Landesherrn, bis der russische General Buck, der im Januar 1712 mit moskovitischen Regimentern in Greifswald eingerückt war, den weiteren öffent¬lichen Gebrauch desselben verbot. Da Mayer einsah, daß er sich gegen die militärische feindliche Macht und ihre Drohungen nicht auflehnen könne, außerdem sein Gesundheitszustand, der sich schon durch einen Schlaganfall wesentlich verschlechtert hatte, unter den unerquicklichen Verhältnissen immer mehr litt, so legte er alle seine Ämter nieder und begab sich nach Stettin, wo er schon zwei Monate später, am 30. März 1712, an wiederholtem Schlagfluß starb.“ (Lother, S. 40f.)

Mayer war ein Mann von ungewöhnlicher Gelehrsamkeit und Bildung, 281 seiner 300 Schriften, Abhandlungen und Bücher wurden gedruckt. In seinen frühen Schriften Hinneigung zum Pietismus, eine Schrift wurde sogar von Rango deutlich verworfen, später vorherrschend die antipietistische Literatur. Umfangreicher Briefwechsel mit Königen, Herzögen und Wissenschaftlern in Europa. Er brachte einen Aufschwung der Universität mit sich, im Jahre 1701/02 allein 141 Neuimmatrikulationen, soviel wurden vorher nie verzeichnet und auch 50 Jahre später nicht mehr.

Seine entschiedene Entschlossenheit führte auch zu Herrschsucht, da neben seiner Meinung keine andere geduldet wurde und sich Andersdenkenden nicht in Grenzen zu halten wußte. So soll er in einer Predigt seine Kollegen einmal „faule Wenzel“ gescholten haben. Einmal soll er sogar in Anwesenheit des Rektors dessen Einladungsprogramm zu einer Professoreneinführung vom Schwarzen Brett abgerissen und ihm vor die Füße geworfen haben.

Rainer Neumann

Nach: Lother, Pietistische Streitigkeiten in Greifswald, 1925.

Zurück