Körpergebet

Cordula Ruwe (Besucherseelsorge; Stille und Meditation im Dom)

In Zeiten von Corona, wo gemeinsame Meditationsabende nicht möglich sind, können wir auch zuhause ein meditatives Körpergebet einüben. Mit dieser, für Sie vielleicht überraschenden Form des Betens, üben wir bewusst ein, ganzheitlich, mit unserm ganzen Sein, vor Gott zu stehen, seine gute Gegenwart bis in unsere Körperzellen hinein zu erbitten. Körpergebete sind leibgewordene Sprache, sie lassen unsere Körperbewegungen auf unsern Geist und unsere Seele einwirken und umgekehrt. Sie lassen uns unsere Sehnsucht nach Gott hautnah erleben.

Als schönen Nebeneffekt unterstützen wir beim Üben von Körpergebeten unsere Gelenkigkeit und weiten unsere Lungen, was von Ärzten in der jetzigen Zeit empfohlen wird. Vielleicht mögen Sie sogar bei offenem Fenster üben.

 

Körpergebet

(nach einem Gebet des Frauenwerks der EKD)

Ich stehe aufrecht, bin innerlich gesammelt, meine Füße stehen ca. hüftbreit auseinander.  Ich spüre einen kurzen Moment nach Innen und frage mich: „Wie bin ich jetzt da?“ „Wie fühlt es sich in mir an?“ Ich nehme alles an, wie es ist. Alles darf sein vor Gott, ich bin mit allem in seiner gütigen Hand. Gott ist in allem an meiner Seite. Ich atme tief aus.

Geist des lebendigen Gottes,

Arme im Bogen seitlich nach oben über den Kopf führen, Hände sind dabei geöffnet; oben Handflächen kurz aneinanderlegen; zu den Händen hochschauen.

erfrische mich wie Tau am frühen Morgen.

Hände öffnen und an Handkanten (kleine Finger) aneinanderlegen, langsam vor dem Körper nach unten führen bis auf Bauchhöhe; dabei in die Hände schauen bzw. ihnen nachschauen.

Öffne mich,

Arme und Hände auf Bauchhöhe in öffnender Bewegung nach außen führen.

fülle mich,

Seitlich ausgestreckte Arme mit geöffneten Händen wieder zusammenführen, vor der Bauchmitte, die Handkanten (kleine Finger) berühren sich; Hände bilden eine flache/angedeutete Schale.

forme mich,

Hände formen sich stärker zur Schale.

sende mich.

Handflächen kurz zusammenlegen und mit einer kleinen Drehbewegung geöffnete Handflächen übereinanderlegen und offen vor sich halten.

Arme nach kurzem Moment nach unten sinken lassen für einen weiteren Durchgang.

Das Körpergebet einige Male wiederholen, so wie es für einen selbst gut ist. Oft tut es auch gut, die Sätze laut zu sprechen. Mit der Zeit wird das Gebet eine fließende, ruhige Bewegung.

Mit dem Wort „Amen“, was bedeutet „So sei es“ die Gebetszeit abschließen.

 

Wenn Sie geübt sind in diesem Körpergebet:

Variante 1:
Das Gebet lässt sich gut mit der eigenen Atmung verbinden. Bei dieser Variante die Sätze nicht laut sprechen, sondern nur innerlich. Ich behalte meinen normalen Atemrhythmus bei, verändere ihn grundsätzlich nicht:

  1. Meine normale Atmung ist eher lang und tief: Den ersten Satz +erste Bewegung mit einer Einatmung beginnen. Satz zwei mit einer Ausatmung fortführen usw.
  2. Meine normale Atmung ist eher kurz und flach: Den ersten Satz +erste Bewegung mit einer Einatmung und einer Ausatmung beginnen. Satz zwei mit einer Ein -und Ausatmung fortführen usw.

Variante 2:
Das Gebet mit den vier Himmelsrichtungen verbinden. Dabei kann ich mich innerlich im Gebet mit den verschiedenen Völkern auf unserer Erde verbinden, am Ende jedes Durchgangs z.B. eine entsprechende Fürbitte sprechen. Ich beginne z.B. indem ich mich mit dem Gesicht Richtung Osten hinstelle, der symbolischen Auferstehungsrichtung für uns Christen. Dann drehe ich mich jeweils nach Süden – Westen - Norden, so dass ich das Körpergebet insgesamt viermal bete.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Üben, Ihre Cordula Ruwe.

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