Gottesdienst vor dem Dom St. Nikolai 3.5.2020 – Jubilate

1. Gottesdienst nach 7 Wochen Coronakrise Jubilate – Partnerschaftssonntag mit der Cap Oranje Diözese in Südafrika

Pastor(in): Beate und Tilman (Kempf-Beyrich)
Lektor(in): Christine Deutscher, Heide Zimmermann
Organist(in): Friedrich Kühn

Glocken

Musik zum Eingang

Begrüßung

Lektorin:
Wir feiern nun diesen Gottesdienst
im Namen Gottes, Quelle unseres Lebens -
im Namen Jesu Christi,
Grund unserer Hoffnung -
im Namen des Heiligen Geistes,
Kraft, die uns belebt und begeistert. Amen.

Herzlich Willkommen Ihnen allen zum Gottesdienst hier vor dem Dom St. Nikolai unter freiem Himmel. Es ist ein besonderer Gottesdienst. Der erste nach 7 Wochen Coronakrise, den wir wieder gemeinsam feiern können. Wie gut, dass wir trotz Abstandsgebot zusammen sein können, um Gott zu loben, Gott zu bitten und auf sein Wort zu hören.

Pastorin:

Heute ist der Sonntag Jubilate – Jubelt!
Vielleicht ist uns noch nicht zum Jubeln zumute, aber leise einstimmen dürfen wir schon in die Lobgesänge, dankbar dafür, dass wir bisher gut durch diese Krise gekommen sind, hoffnungsvoll, dass langsam das soziale Leben wieder erwacht. Der Wochenspruch passt gut zu dieser Stimmung:
Ist Jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Kor 5)
Wie in jedem Jahr begeht der pomm. Kirchenkreis am Sonntag Jubilate den Afrika-Partnerschaftssonntag. So senden auch in dieser Krisenzeit Vertreter unserer südafrikanischen Partnerkirche, der Kap-Oranje-Diözese herzl. Grüsse an die pomm. Gemeinden. Gerade in dieser schwierigen Zeit fühlen wir uns mit unseren unsere Schwestern und Brüder in Südafrika verbunden und wollen heute besonders in der Fürbitte an sie denken.

Lektorin:
Da wir in besonderen Zeiten zusammenkommen, bitten wir Sie sich an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten und wer sich noch nicht auf eine Teilnehmerliste getragen hat, möge das nach dem Gottesdienst bitte nachholen.
Gott segne uns diesen Gottesdienst.

Eingangslied: 100, 1.2.5. – Wir wollen alle fröhlich sein

Pastor:
Der Herr sei mit euch …
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn ….
Wir beten mit Worten des 66.Psalms (Liedblatt)

Psalm 66, 1-9

Kollekten-(Tages)gebet:
Gott, wir danken dir, dass wir heute Gottesdienst feiern dürfen,
dass wir zur Ruhe kommen,
dass wir das Alte ablegen können,
das uns beschwert und belastet.
Sprich du zu uns,
dass wir innerlich verändert und erneuert werden,
Erfülle uns wieder mit Lebendigkeit.
Dies bitten wir im Namen Jesu,
dem Weinstock, an dem wir bleiben wollen unser Leben lang. Amen.
Wir singen vom Lied Nr. 432…. die Strophen

Wochenlied: 432, 1-3 – Gott gab uns Atem

Evangelium : Joh 15, 1-8

Glaubensbekenntnis nach D. Bonhoeffer

Lied: 406, 1.2 - ? – Bei Dir Jesu will ich bleiben

Kurzpredigt zu Joh 15, 1-8

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Jubilate heißt dieser Sonntag. Jubelt! Freut Euch! Ja ich freue mich über diesen ersten Gottesdienst mit unserer Gemeinde nach 7 Wochen Zwangspause auch wenn vieles anders ist als gewohnt. Aber zum Jubeln ist mir in dieser Zeit sonst nicht immer zumute und ich weiß, dass das vielen Menschen ähnlich geht. Zu ungewiss ist diese Zeit.

Ich weiß nicht, in welcher Stimmung Sie heute hierher gekommen sind: vielleicht mit Vorfreude darauf, viele Bekannte endlich wiederzusehen, vielleicht aber auch voll Unsicherheit und Sorge: hoffentlich breitet sich das Virus mit den neuen Lockerungen nicht wieder schneller aus, die Sorge um die wirtschaftliche Existenz, die Sorge um die Bildung unserer Kinder und die Vereinsamung der Senioren, um die Menschen mit Behinderungen, die noch mehr als je zuvor aus der Gesellschaft ausgeschlossen sind und gar nicht verstehen warum. Und dann bekommen wir die Schreckensbilder der Pandemie aus der ganzen Welt auf unseren Bildschirmen noch frei Haus geliefert.

Nein vielen Menschen ist es im Moment wahrlich nicht zum Jubeln zumute.

Und doch sind wir gerade mit all den zwiespältigen Gefühlen und Gedanken heute morgen dazu eingeladen uns mit Worten  auseinanderzusetzen, die uns Christen helfen den Blick dankbar und zuversichtlich nach vorne zu richten.

 Vielleicht kann uns ja unser Predigttext helfen, den wir gerade gehört haben – das Bild vom Weinstock und den Reben.:

[1] Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. [2] Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. [3] Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. [4] Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. [5] Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
 

Liebe Gemeinde,

In der Gemeinde bleiben, bei Gott bleiben. Die Reben (damit sind wir gemeint), also die Zweige des Weinstocks, können nichts dafür, dass sie am Weinstock wachsen. Der Weinstock war vor ihnen da. Ohne den Weinstock mit seinen Wurzeln und seinem Stamm gibt es sie nicht. Die Reben können und brauchen nichts weiter tun, als diese Verbindung aufrechtzuerhalten, damit sie an den lebenserhaltenden Saft kommen. Alles andere wird sich finden. Dann wachsen die Trauben von allein. Selbst im trockensten Jahr schafft es der  Weinstock mit seinen extrem tiefen Wurzeln immer noch, Trauben hervor zu bringen.

So geht’s auch uns: Die Zugehörigkeit zu Gott haben wir uns meistens nicht selber gegeben. Unsere Eltern und Paten haben uns zur Taufe getragen. Den Glauben haben wir uns auch nicht selber angeeignet– er ist gewachsen, er ist uns geschenkt. Das einzige, was wir tun können ist bleiben, die Verbindung aufrechterhalten. Uns nicht von den geistlichen Wurzeln entfernen, durch die wir Kraft bekommen. Dieses Bleiben am Weinstock, sich der Gemeinde, der Kirche zugehörig fühlen – das war für die meisten Menschen in Europa vor wenigen Jahrzehnten noch das Normale – man hat sich nicht unbedingt viel für Kirche engagiert, aber man ist doch bei ihr geblieben, hat sich konfirmieren, trauen lassen, hat seine Kinder taufen lassen und eine kirchliche Bestattung war selbstverständlich – das waren die Wurzeln, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Das ist in unserer Region heute weithin verloren gegangen. Bei den Wurzeln des Weinstocks zu bleiben ist aus der Mode gekommen. Das habe ich in den luth. Gemeinden Südafrikas anders erlebt. Zu Gott  und einer Gemeinde zu gehören ist lebensnotwendig und das Dabeibleiben selbstverständlich.

"Wie mache ich es denn, ein Christ zu bleiben?" Darauf antwortet Jesus: "Du kannst gar nicht anders! Für uns - als Rebe - da kommt es darauf an, dass wir irgendwoher unseren Saft herziehen, dass wir uns auf Wurzeln verlassen können, die uns mit Wasser und Nahrung versorgen - auch wenn das Leben ziemliche Durststrecken mit sich bringt. So eine Durststrecke ist die Coronakrise für uns alle. Aber sie hindert uns nicht daran am Weinstock zu bleiben. Auch wenn unser gewohntes Gemeindeleben zur Zeit daniederliegt, können wir unsere Verbindung zu Gott und auch zwischen den Gemeindegliedern aufrechterhalten. Es ist schön in Gemeinschaft Gottesdienst zu feiern, aber wenn das eine Zeit nicht möglich ist, dann können wir und sollen wir unsere Frömmigkeit auch allein oder in Familie mit Gott leben.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun“.

Fruchtbar leben, das möchten wir alle. Wer möchte nicht, dass aus der Zeit und der Kraft, die er investiert, etwas Bleibendes entsteht und wächst. Keiner wünscht sich, dass sein Leben und Arbeiten am Ende umsonst war.

Wie bringt man nun solche Frucht, von der Jesus spricht? Sicher nicht, indem man mit hängender Zunge seinen Zielen nachhetzt. Bleiben, d.h. sich bewusst werden, was einem schon gegeben ist, bevor man sich anstrengt. Für vieles in unserem Leben können wir nichts – es ist einfach da: wir können nichts dafür in welchem Land und in welches Jahrhundert wir geboren sind, wir können nichts für unsere Familie und die Möglichkeiten, die sie uns bietet oder auch nicht. Wir können nichts dafür, dass von einem Tag auf den Anderen ein Virus alles lahmlegt, was wir geplant haben.

Vielleicht ist so eine gesellschaftliche Auszeit dafür geeignet zu erkennen, worauf es wirklich ankommt im Leben, welche Wurzeln uns wirklich tragen und versorgen und dass wir für das Meiste nichts dazutun müssen, ausser am Weinstock zu bleiben, der uns versorgt.

Predigtlied: B 61, 1-4 Von Gott kommt diese Kunde

Abkündigungen und Einladungen (Lektor(in)):

Einladungen

Ab 4.5. dürfen wieder Gottesdienste im Dom gefeiert werden. Pro 10 qm ist eine Person zugelassen. Wie gut, dass der Dom so groß ist, so dass wir viele Menschen empfangen können, die Bänke sind im Coronaabstand gestellt. Mund- und Nasenschutz werden empfohlen. Somit können wir jetzt auch wieder montags um 18 Uhr zur Zeit der Stille mit Abendsegen einladen. Das erste Mal also morgen Abend, 4.5. um 18 Uhr.

Der nächste Gottesdienst findet am So, den 10.5.um 10 Uhr hier im Dom statt. Da es ursprünglich ein Werkstattgottesdienst sein sollte, wollen wir möglichst viele Gemeindeglieder einbinden: Also wer etwas lesen möchte melde sich im Anschluss bei uns. Auch einen Musikbeitrag auf dem eigenen Instrument können wir einbauen.

Aus hygienischen Gründen sammeln wir für beide Kollektenzwecke am Ende des Gottesdienstes. Dazu sind Behälter an beiden Seiten aufgestellt. Die Kollekte wird dann auf die beiden Projekte aufgeteilt:

  1. Für ein Projekt der Nordkirche:  Kollekte für die Arbeit mit Wanderarbeiter*innen aus Osteuropa.
    Wanderarbeiterinnen und -arbeiter werden oft ausgebeutet und unwürdig behandelt. Ein kirchliches Bündnis möchte die Arbeits- und Lebensverhältnisse dieser Menschen verbessern. Ihre Kollekte ist bestimmt für Soforthilfen. 

  2. Das zweite Projekt, für das wir sammeln passt zum Afrikasonntag:   Talita Koemi – Christa Göbel

Fürbitte:
Heute am Afrikasonntag wollen wir besonders an unsere Schwestern und Brüder unserer Partnerkirchen in Südafrika und Tansania denken.
Umrahmung der Fürbitte mit Thuma Mina - Liedzettel

Partnerschaften funktionieren immer in zwei Richtungen. Wir können also von den Geschwistern in Südafrika genauso lernen wie sie von uns. Heute nämlich eine ganz praktische Form des Gebets. Sie nennen es das Fünf-Finger-Gebet. Mithilfe dieses Fünf-Finger-Gebets wollen wir heute Fürbitte halten.

  1. Dein Daumen ist Dir am nächsten. Also beginne Dein Gebet damit, dass Du für die betest, die Dir am nächsten sind. An sie wirst Du Dich als erstes denken. Für die zu beten, die wir lieben, ist eine süße Aufgabe, sagt C.S.Lewis.
    So bitten wir dich Gott für unsere Familien, für unsere Eltern, Kinder und Geschwister. Du kennst sie und weißt, was sie brauchen. Sei Du ihnen nahe und begleite sie auf ihrem Weg.

  2. Der nächste Finger ist der Zeigefinger. Bete für die, die lehren, ausbilden, heilen. Bete für Lehrer und Lehrerinnen, für Ärztinnen und Minister. Sie brauchen Unterstützung und Weisheit, damit sie wirklich die richtige Richtung weisen können. Bleibe für sie im Gebet. so bitten wir dich für alle, die unterrichten.. Sei auch bei allen, die im medizinischen Bereich tätig sind, und gebe ihnen Kraft.

  3. Der nächste Finger, der Mittelfinger, ist der längste Finger. Er erinnert uns an alle, deren Aufgabe die Leitung ist. Bete für unsere Präsidenten, für alle Menschen in Führungspositionen in der Wirtschaft, Verwaltung und Regierung. Bete aber auch für alle Bischöfe, Pastorinnen und Pastoren. Diese Menschen gestalten unsere Gesellschaft und Kirche und prägen die öffentliche Meinung. Sie selbst aber brauchen Gottes Führung.

    So bitten wir dich Gott, Segne sie mit deiner Weisheit, damit sie wirklich nach dem fragen, was gut und richtig ist. Hindere sie daran, ihre Macht zu missbrauchen.

  4. Der vierte Finger ist der Ringfinger. Er ist der schwächste Finger. Jeder Klavierlehrer wird das bestätigen! Er erinnert uns daran, für alle zu beten, die schwach sind, Angst haben oder mit Schmerzen leben. Sie brauchen unser Gebet Tag und Nacht. Man kann gar nicht zu viel für sie beten.
    Gott, wir bitten dich für die Kranken und Schwachen in unserer Gemeinde. Schenke ihnen Kraft. Sei du ihnen nah.

  5. Zuletzt kommt unser kleiner Finger – der kleinste Finger von allen. An diese Stelle sollten wir uns selbst setzen – in der Beziehung zu Gott und zu den anderen Menschen. Dein kleiner Finger erinnert Dich daran, auch für Dich selbst zu beten. Wenn Du für die anderen vier Gruppen gebetet hast, dann stehen Deine eigenen Anliegen in einer guten Perspektive, und Du kannst viel besser auch für Dich selbst beten

In der Stille sagen wir dir, was uns jubeln lässt – oder was uns die Kehle zuschnürt. Was uns bedrängt – oder was uns froh macht. Wir sagen es Dir in der Stille und wissen dabei unsere Geschwister aus aller Welt mit ihrem Gebet ganz dicht bei uns. – Gebetsstille –

Wir rufen zu dir: Thuma Mina

Herr, wir danken dir, dass du unser Vater bist. Und wie Kinder beten wir gemeinsam: Vater unser im Himmel,
Amen.

Vaterunser

Segenswort aus Südafrika
Der Herr segne dich.
Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen.
Er erfülle deine Ohren mit Musik und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Er erfülle deinen Mund mit Jubel und dein Herz mit Freude.
Er schenke dir immer wieder die Gnade der Wüste:
Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben.
Es segne dich der Herr, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist Amen. - Nachspiel : 116, 1.2.

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