Gottesdienst zum Reformationstag
In seinem Buch „Vaterland zum Mitnehmen“ lese ich, woran Matthias Storck in seiner Gefängniszelle denkt: Der Greifswalder Dom schiebt sich ins Gedächtnis und bringt unsichtbare Besucher mit. Den Domchor bekomme ich gerade zwischen diese vier Wände. Wir proben das „Deutsche Requiem“ von Brahms. Ich singe im Tenor: „Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen. Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein und Schmerz und Seufzen wird entfliehn!“ Mein Text. Meine Partitur. „Die Wände sind voll“, sage ich dem erstaunten Posten, „ich möchte in eine andere Zelle“. Er macht eine Notiz.
Matthias Storck, heute Pfarrer in Herford, wurde am 2. Oktober 1979 in Greifswald auf offener Straße in einen ockergelben Wartburg gezwungen. Auch seine Freundin Christine wird verhaftet. 14 Monate waren sie in DDR-Gefängnissen eingesperrt – bis die Bundesrepublik sie freikaufte. Heute arbeitet Matthias Storck in Herford, der Stadt, in der Ernst Lohmeyer zur Schule ging.
Am Reformationstag hält Matthias Storck die Predigt zu dem Lutherlied „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ (EG 124). Nach dem Gottesdienst gibt es Gelegen heit zum Gespräch.
Matthias Gürtler